Sustainable Finance und Biodiversität: Wie kann das Finanzsystem zu einem Mehr an Artenvielfalt beitragen?

Sustainable Finance und Biodiversität: Wie kann das Finanzsystem zu einem Mehr an Artenvielfalt beitragen?

Steigt man dieser Tage mit dem Zug am Berliner Hauptbahnhof aus, läuft man fast zwangsläufig einer digitalen Litfaßsäule entgegen. Süße Erdmännchen sind zu sehen, und eine Frage fällt direkt ins Auge: „Weißt Du, was Biodiversity Credits sind?“

Wenn so ein abstraktes Thema es in die Werbung am Hauptbahnhof geschafft hat, könnte man meinen, das Thema sei im Finanzsystem angekommen, oder nicht?

Naturschutzökonomie auf der Weltbiodiversitätskonferenz CBD COP 15 in Montreal

Vom 7. bis 19. Dezember 2022 kamen im kanadischen Montreal Vertreter von rund 200 Staaten auf der UN-Biodiversitätskonferenz (CBD COP 15) zusammen, um globale Ziele für den Schutz von Tier- und Pflanzenarten und der weltweiten Ökosysteme zu vereinbaren. Da keine der bisher geltenden Zielsetzungen der CBD COP 10 in Nagoya 2010, die sogenannten Aichi-Ziele, in der vorgegebenen Zeit vollständig und nur sechs Ziele teilweise erreicht wurde wurden, waren die Erwartungen der Verhandler aber auch der Öffentlichkeit entsprechend hoch hoch.

Lieferketten, die Biodiversität schützen

Unser Naturkapital ist essenziell sowohl für das menschliche Wohlergehen als auch für die wirtschaftlichen Aktivitäten. Viele Unternehmen sind auf funktionierende Ökosysteme und ihre Leistungen angewiesen. Auch Ökosystemleistungen, die im Ausland bereitgestellt werden, kommen den Menschen in Deutschland zugute. Unternehmen erfüllen Sorgfaltspflichten, die auf den Schutz der Biodiversität abzielen, oft nur ungenügend. Die Landnutzung, die Gewinnung von Rohstoffen, die Produktion, aber auch die nachgelagerte Lieferkette sind oft nicht nachhaltig. Ökosysteme werden über ihre Kapazitäten belastet oder sogar zerstört. Das führt zum Verlust von Biodiversität und vieler wertvollen Ökosystemleistungen, die ihrerseits grundlegend für das Bestehen der Lieferketten selbst sind. Dabei tragen Unternehmen eine Mitverantwortung für den Schutz der Natur und ihre nachhaltige Nutzung.

Mehr Stadtnatur, um die Krisen zu bewältigen: Biodiversität, Klima & Gesundheit

Mit der steigenden Nachfrage nach Flächen für Siedlungs-​ und Verkehrszwecke steigt der dauerhafte Verlust an Grünflächen in deutschen Städten. Das führt zu dem Verlust zahlreicher Ökosystemleistungen. Mit der Dichte der Bebauung steigt das Risiko von Luftverschmutzung und Hitzeinseln. Außerdem verursacht der motorisierte Individualverkehr in den Städten Feinstaub und Lärmbelästigungen und ist mit klimaschädigenden Emissionen verbunden. Diese Faktoren beeinträchtigen die menschliche Gesundheit und verursachen erhebliche Kosten im Gesundheitswesen. Stadtnatur und ihre vielfältigen Leistungen können dazu beitragen, gesundheitliche Risiken zu verringern. Bäume und Grünanlagen filtern die Luft und vermindern dadurch unter anderem die Konzentration gesundheitsschädlicher Feinstäube. Pflanzenbewuchs senkt die Lufttemperatur unter anderem durch die Verdunstungswirkung der Vegetation; gerade in Zeiten des Klimawandels mit der zu erwartenden Zunahme von Hitzeperioden spielt die Natur in den Städten eine wichtige Rolle.  

REWILDING – ein erfolgreicher innovativer Weg zu Wiederherstellung von Ökosystem(leistung)en?

Die ökologischen Grundlagen unserer Gesundheit, unseres Wohlbefindens und unserer Wirtschaft sind bedroht. Unsere Art und Weise des Wirtschaftens und Konsumierens und die damit eingehende Überlastung der Ökosysteme haben uns in eine globale Krise geführt. Ohne die Wiederherstellung unserer Ökosysteme werden wir weder das Artensterben noch die Klima- und die Wasserkrise bewältigen können. Wir brauchen die Natur und ihre Leistungen. Die Natur ist ein Kapitalbestand, der wiederhergestellt werden muss!

Über dieses Projekt

Natur ist unser Kapital ist eine Kampagne, um den Wert unseres Kapitals Natur anhand der Aufbereitung von Fallbeispielen aus Wissenschaft und Praxis sichtbar zu machen. Intakte und funktionsfähige Ökosysteme und ihre Leistungen bilden die Existenzgrundlage unseres Lebens. Dennoch wird der Wert dieses Kapitals nicht ausreichend in öffentlichen und privaten Entscheidungen berücksichtigt.

Unsere Art und Weise des Wirtschaftens und Konsumierens führt zu einer Überlastung der Natur. Das beeinträchtigt die Bereitstellung viele ihrer Leistungen und bedroht unsere Gesundheit, Lebensqualität und unser Wohlbefinden. Die Natur ist aus ökonomischer Sicht ein notwendiger Kapitalbestand, den wir erhalten und wiederherstellen müssen.

Nicht die Natur braucht uns, sondern wir brauchen die Natur und ihre Leistungen!

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